Nur ein Freundschaftsspiel - aber was für eins: Der deutschen Nationalmannschaft ist durch einen 2:1 (2:1)-Auswärtssieg über England ein großer Prestigeerfolg gelungen. Dank eines Schalker Doppelschlags durch Kevin Kuranyi (26. Minute) und Christan Pander (40.) in der ersten Halbzeit bleibt die DFB-Elf damit auch im fünften Spiel hintereinander in Wembley ungeschlagen. Dabei hatte Frank Lampard (9.) die Gastgeber in einem furiosen Spiel mit unzähligen Torchancen wunschgemäß früh in Führung gebracht.
Ein unglaubliches Gefühl"
"Es ist immer schön, in England zu gewinnen. Es ist immer etwas besonderes. Wir waren die letzten, die hier gewonnen haben und sind jetzt wieder die ersten, die hier gewonnen haben. Und das mit dieser Mannschaft", hob Jens Lehmann den Stellenwert des Erfolgs hervor. Siegtorschütze Christian Pander zeigte sich zufrieden mit seinem ersten Länderspiel: "Es ist ein unglaubliches Gefühl, vor dieser Kulisse ist es besonders schön. Wir haben uns sehr schnell gefunden, haben unser Bestes gegeben und das ist uns ganz gut gelungen."
Beide Teams mit vollem Einsatz
"Danke für 2006" - mit dieser Choreographie begrüßte das brandneue Wembley-Stadion die Gastgeber der letzten Weltmeisterschaft. Doch das war für fast eine halbe Stunde erst einmal die letzte Nettigkeit gegenüber dem großen Rivalen. Die in der Offensive geschwächte Mannschaft der Engländer ließ zunächst keine Zweifel an David Beckhams Vorgabe aufkommen, dass es gegen Deutschland "keine Freundschaftsspiele gibt".
Richards mit starkem Auftritt
Bereits nach neun Minuten durfte sich das Team des umstrittenen Trainers Steve McClaren über einen Traumstart freuen: Nach einer tollen Vorlage des bärenstarken Youngsters Micah Richards vollendete Frank Lampard zum frühen 1:0 für England. Mit der Führung im Rücken kombinierten die Three Lions gefällig und sorgten vor allem über die linke Seite für viel Gefahr. Der Schalker Christian Pander, als 14. Neuling der Ära Löw in der Startelf, war ob seiner Aufgabe gegen den 19-Jährigen Richards nicht zu beneiden. Mehrfach wurde der Debütant vom frechen Außenverteidiger düpiert
Kuranyi nutzt Robinsons Patzer
Die ebenfalls ersatzgeschwächte DFB-Elf, die auf Michael Ballack, Miroslav Klose, Torsten Frings und weitere acht Spieler verzichten musste, brauchte fast eine halbe Stunde und doch noch ein Geschenk der Gastgeber, um in die Partie zu finden. Thomas Hitzlspergers Schuss konnte der englische Keeper Paul Robinson noch abwehren, doch keine 30 Sekunden später blamierte er sich nach Kräften: Bernd Schneiders missglückten Flankenversuch von der Außenlinie wuchtete der Tottenham-Torwart direkt vor die Füße von Kevin Kuranyi. Die einzige deutsche Spitze an diesem Abend bedankte sich mit dem 19. Treffer im 41. Länderspiel (27.).
Lehmann im Mittelpunkt
Danach entwickelte sich auf dem heiligen Rasen von Wembley ein offener Schlagabtausch. Zweimal rettete Jens Lehmann in höchster Not, gegen Lampard (33.) und gegen Michael Owen (41.), einmal hätte Deutschlands Nummer eins beinahe seine Patzerserie aus der Premier League in die Nationalelf importiert, als er gegen jenen Owen nicht beherzt genug eingriff (44.). Vier Minuten zuvor allerdings hatte Pander für die glückliche Wendung seiner Länderspielpremiere gesorgt und mit einem fulminanten Weitschuss aus 25 Metern die 2:1-Führung für Deutschland besorgt.
England vergibt zahlreiche Chancen
Nach dem Wechsel schöpfte McClaren das komplette Wechselkontingent von sechs Spielern aus, auch der bedauernswerte Keeper musste raus. Dem Spiel der Engländer gab das aber trotzdem noch einen weiteren Schub. Während sich das DFB-Team aufs Kontern verlegte und Kuranyi mit etwas mehr Ballgefühl die Entscheidung hätte besorgen können (64.), scheiterten Chelseas Joe Cole mit einem Weitschuss (58.) und der eingewechselte Kieron Dyer nach schöner Beckham-Vorarbeit (66.) nur knapp. Auch gegen Lampard nur eine Minute später musste Lehmann auf das Glück des Tüchtigen vertrauen.
Lahm rettet auf der Linie
Die Gastgeber bemühten sich nach Kräften, im Prestigeduell noch die Wende zu erzwingen. Doch die beste Chance der Engländer im zweiten Durchgang entschärfte Philipp Lahm, der in Vertretung des bereits geschlagenen Lehmann einen wuchtigen Kopfball von Verteidiger John Terry von der Linie bugsierte (72.). Zuvor hatte Lahm auf der ungewohnten Position im defensiven Mittelfeld Licht und Schatten gezeigt.
England-Coach McClaren unter Druck
Schon in zweieinhalb Wochen geht’s für das Löw-Team erneut auf die Insel, dann ins nicht minder atemberaubende Millenium-Stadion nach Cardiff. Gegen Gastgeber Wales kann die Nationalelf am 8. September als Spitzenreiter der Qualifikationsgruppe D einen wichtigen Schritt Richtung Europameisterschaft 2008 machen. Als Vierter der Gruppe E stehen die Engländer dagegen in ihren nächsten Pflichtspielen gegen Israel und Russland schon gehörig unter Druck. Nur die beiden Topteams jeder Gruppe ergattern die begehrten EM-Tickets. Die Niederlage im Klassiker gegen Deutschland wird Trainer McClaren noch mehr Gegenwind bescheren, auch wenn sein Team toll gekämpft und gespielt hat.
Quelle: T-online.de
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