Ein kleiner Pressehinweis machte mich neugierig und zweifelnd. Sollte tatsächlich der "Grosse" Colani in unsere Gegend kommen???
Schon als Kind wurde ich mit dem Namen dieses weltberühmten Stardesigners konfrontiert. Kurz durfte ich ihm mal vor ein paar Jahren auf der Kunstmesse "art" in Karlsruhe - wo er wohnt- l begegnen. Inzwischen hat er seinen Lebensmittelpunkt nach China - in die Nähe von Shanghai verlegt.
Als ich mich dem Ort des Geschehens, dem im Jahre 1999 entstandenen Fachwerkhaus "Wirtshaus zum Gerber" in Hohentengen (zwischen Bad Saulgau und Mengen) näherte musste ich feststellen, dass ich nicht der erste war; um das Wirtshaus herum sah es aus wie auf dem Hof eines Autohändlers...
In einer der Gaststuben angelangt sah ich Herrn Luigi Colani an einem Tisch sitzend, umringt von vielen Anhängern seiner Designkunst.
Statt eines gebrechlichen alten Herrn traf ich einen aktiven, lauten und redegewandten
Colani ( 86 Jahre! ) in hellem Hemd und Jacket an.
Im Laufe des Abends füllte sich das Wirtshaus bis auf den letzten Platz und alle lauschten den Ausführungen und geballten "Vorträgen" des vielseitigen Designers.
So erzählte er nicht nur von seinen ersten kalligraphischen Brief, den er als Weihnachtsgeschenk für seine Mutter schrieb, und seiner Liebe nach Fernost die im Alter von 8 Jahren begannen, sondern auch von weiteren Stationen und Highlights seines Lebens. Im Krieg war er Soldat; gegen Kriegsende studierte er drei Jahre in Berlin an der Hochschule für Bildende Künste, danach studierte er auf der Sorbonne in Paris Aerodynamik. Ab 1953 arbeitete er dann für große Flugzeug- und Automobilhersteller. Ab 1960 entwarf er für viele internationale Firmen kleine (Fotogehäuse für Canon, Möbel, Badewannen) und große ( KFZ: Porsche, BMW ; LKW: Mercedes; bis zu Schnellzügen, Flugzeugen und Windkraftanlagen) Gebrauchsgegenstände.
Stellenweise hatte er bis zu 50 Mitarbeiter in seiner "Fabrik" auf Schloss Harkotten in Westfalen.
Bald hatte er Deutschland "aus-designed" als er aus Shangai ein nicht auszuschlagendes Angebot erhielt. Über 17 Jahre arbeitet er nun schon dort.
Doch die Wurzeln führen ihn immer wieder zurück nach Deutschland. Unter anderem ist er auch für die Firma RAFI aus Ravensburg tätig.
So führte ihn der Weg auch ins oberschwäbische Hohentengen zusammen mit Herrn Wasmeier (Geschäftsführer von RAFI,), dem Bauunternehmer Herrn Löffler sowie einigen anderen Honorationen.
Auch mit keinem geringeren wie Bill Gates - über den er von einem 70 Millionen Abschluss über eine VOBIS-PC-Gestaltung berichten konnte, sowie auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die er in der Maske zu einer Fernsehaufzeichnung traf war er schon zusammen.
Wortgewaltig erzählte er nicht nur über seine Taten, sein Privatleben (3 Söhne-allesamt schon Rentner) und darüber, dass er "Hände wie ein Halbgott und Augen wie ein Adler hat" sondern
vertrat auch seine Meinung zur Weltpolitik bei dem er kein Blatt vor den Mund nahm und auch mal das Wort: Schei.. in den Mund nahm... Auch gebrauchte er den Begriff "Sportwagenprostitution" für die Firma Mercedes bei seinen Ausführungen über die aktuellen fantasielosen Designs der Autohersteller ( alle Autos sehen von hinten gleich aus...) ....Fragen die im aus dem Publikum gestellt wurden konnte er stets kompetent beantworten, auch die vom anwesenden kritischen "Rentner-Stammtisch".
Immer wieder skizzierte er auch schnell und zielsicher seine Ideen auf Papier, so auch einen Entwurf für ein eventuelles Station für den SV Ravensburg (siehe Foto) .
Auf die Frage nach einer Zurruhesetzung beantwortete er nur mit dem Hinweis auf sein nächstes Projekt im Oktober im Iran.
Zu später Stunde und nach einem hervorragenden und reichhaltigem Essen welches viele Anwesenden sich nicht entgehen ließen,
zog sich Luigi Colani zurück, nicht ohne sich ganz besonders bei der Hausherrin Frau Elisabeth Löffler für das leckere Essen und den perfekten Service und die Gastfreundschaft zu bedanken. Am nächsten Tag wurde er schon in Zürich erwartet.
Allmählich leerte sich dann dieses tolle und geschichtsträchtige "Wirtshaus zum Gerber" .
Ein herzliches Dankeschön an die Chefin Frau Löffler und ihre Mitarbeiter, und natürlich auch an Luigi Colani sowie allen die diesen unvergesslichen Abend und der Nachhilfe in Punkto Design mitgestalteten und zum Gelingen beitrugen !
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