Für den geplanten Bau des MTU-Materialwirtschaftszentrums müssen 27 Eigentümer ihre Grundstücke verkaufen. Die Verhandlungen mit ihnen laufen noch. Nun hat der Gemeinderat entschieden, ein so genanntes „Umlegungsverfahren“ einzuleiten. Damit könnten auch diejenigen Eigentümer gezwungen werden, ihr Land abzugeben, die nicht verkaufen wollen. Das wollen die Betroffenen nicht hinnehmen.
Friedrichshafen-Kluftern – Als letzten Tagesordnungspunkt behandelten vergangenen Montag die Stadträte im Gemeinderat ein brisantes Thema: Unter dem Stichwort „Anforderung eines Umlegungsverfahrens“ ging es um den geplanten Bau des MTU-Materialwirtschaftszentrums (MWZ) in Kluftern. Insgesamt gehört 27 Eigentümern das Gelände, auf dem das MWZ, 2010 das Montagewerk für die 1600er-Reihe sowie weitere Gewerbeflächen gebaut werden sollen. Und die sollen ihr Land verkaufen, damit das MWZ Wirklichkeit werden kann. Da bisher aber nicht alle Grundstückseigentümer bereit sind zu verkaufen, soll nun ein gesetzliches Umlegungsverfahren eingeleitet werden. Und das würde bedeuten, dass auch diejenigen, die nicht verkaufen wollen, trotzdem ihr Grundstück abgeben müssten.
Werner und Elke Braunwarth aus Kluftern gehört eines dieser Grundstücke. Es ist 1,2 Hektar groß. Ein Teil ist Streuobstwiese, auf dem anderen Teil, der verpachtet ist, wird Mais angebaut. Schon seit dem 18. Jahrhundert ist es in Familienbesitz. „Seit 30 Jahren habe ich die Bäume gepflegt, das war immer mein Rückhalt für schlechte Zeiten“, erzählt Werner Braunwarth. „Ich lege viel Herzblut in die Arbeit auf dem Grundstück.“ Nun soll er es verkaufen.
Logistikzentrum
Bei den Verhandlungen mit der Stadt bot man ihm bisher 30 Euro pro Quadratmeter: „Dieser Preis ist völlig inakzeptabel“, regt sich Braunwarth auf. Denn er ist Nebenerwerbslandwirt und muss das Geld, das er für den Verkauf bekommt noch mit bis zu 45 Prozent versteuern. „Wenn die Stadt unbedingt das Gelände haben will, dann muss sie eben mehr bezahlen.“ Seine Frau Elke wirft ein: „Was soll ich denn in Zeiten der Finanzkrise mit Geld auf der Bank? Da ist mir ein sicheres Grundstück allemal lieber.“ Das Ehepaar geht davon aus, dass die Stadt versucht, einen niedrigen Preis auszuhandeln, um dann der MTU das Gelände für einen weitaus höheren Preis zu verkaufen. „Die wollen sich doch nur bereichern“, regt sich Elke Braunwarth auf.
Quelle: Suedkurier
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