Von März an gibt es die Berufsakademie in Ravensburg nicht mehr: Sie firmiert dann unter der Bezeichnung Duale Hochschule Baden-Württemberg am Standort Ravensburg. Die Umwandlung, die die acht Akademien des Landes unter einem Dach vereinigt, löst für die Einrichtung das Problem um die Anerkennung ihrer Abschlüsse.
Für Professor Karl Heinz Hänssler, der Direktor der Berufsakademie Ravensburg, ist es in gewisser Weise ein historischer Moment gewesen. "Wir haben für die Berufsakademie das erreicht, was sie schon immer verdient hat", erklärte Hänssler. Was auf den allerersten Blick wie eine Strukturreform mit Namensänderung erscheint, ist im innersten Kern eine Wesensänderung, die zwei Ärgernisse beseitigt, mit denen Absolventen der 1974 gegründeten Berufsakademien seit langem zu kämpfen hatten. Aufgrund der Tatsache, dass Berufsakademien in anderen Teilen von Deutschland und insbesondere im Ausland unbekannt sind, gab es immer wieder Probleme, wenn BA-Studenten ein Zusatzstudium aufnehmen wollten oder sich um einen Arbeitsplatz bewarben. Viele Personalchefs waren die Diplome der BA nicht bekannt, an Universitäten oder Fachhochschulen gab es für Absolventen, die nach ihrem BA-Abschluss weiterstudieren wollten, keine Regeln. Mit dem neuen Hochschulgesetz, das im März die Berufsakademien des Landes in die Duale Hochschule Baden-Württemberg überführt, ändert sich das.
Duale Marke als Hochschule
Historisch habe sich der besondere Status aus den Erfordernissen zur Zeit der Gründung ergeben. "In den Siebziger Jahren wurden die Studienzeiten länger, und man brauchte einen praxisorientierten Kurzstudiengang", erzählt Karl Heinz Hänssler. "Man hat die Einrichtung jedoch bewusst nicht zur Hochschule gemacht, um die Unternehmen mit in die Ausbildung einbeziehen zu können." Genau das sei von Anfang an das Markenzeichen gewesen. "Das ist die Stärke, die wir erhalten müssen: Es gibt Unternehmen, die in jedem Jahr 20 Ingenieure mit uns gemeinsam ausbilden."
Besteht bei der Umwandlung die Gefahr, dass das Erfolgsmodell Berufsakademie im umkämpften Bildungsmarkt untergeht und ihre Alleinstellungsmerkmale nicht mehr wahrgenommen werden? "Natürlich müssen wir permanent im Wettbewerb bestehen, die Auseinandersetzungen im Bildungsmarkt müssen wir führen", sagt Hänssler. "Aber unsere Aufgabe ist es, so auszubilden, damit die beteiligten Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben - und wenn wir das tun, habe ich keine Sorgen." Zudem sei die Quote der Absolventen, die bei ihrem Abschluss schon einen Job haben, sehr hoch: 85 Prozent der Studenten gehen vom Studium direkt in den Beruf.
Bei der Organisation der neuen Institution war es wichtig, "eine Zentrale zu haben und darunter relativ selbstständige Hochschulen", wie Professor Rudolf Forcher, der Vorsitzende des neuen Dualen Senats der Hochschule am Standort Ravensburg, erklärt. "Die Frage war, wie geht es, die Dinge auszutarieren, ohne in Zentralismus zu verfallen", sagt Forcher, der die Umwandlung mit erarbeitet hat. "Pate stand das Modell der amerikanischen ,State University"."
Neue Duale Hochschule hat 25.000 Studierende
Die neue "Duale Hochschule Baden-Württemberg" ist wie die alle übrigen Hochschulen eine rechtsfähige Körperschaft des öffentlichen Rechts als staatliche Einrichtung und organisiert nach dem amerikanische Modell der "State University": Die Berufsakademie Ravensburg mit ihrer Außenstelle in Friedrichshafen, die zurzeit 2585 Studenten hat, bildet mit den sieben weiteren Berufsakademien im Land die neue Hochschule. Voraussetzung für das Studium ist die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife. Die neue Hochschule wird 25 000 Studenten haben. Organisiert ist die Institution auf zwei Ebenen: Zentral führt ein Vorstandsvorsitzender die Hochschule, den ein Aufsichtsrat auf Vorschlag des Wissenschaftsministeriums wählt und ein Senat bestätigt.
Auf Standort-Ebene leitet ein Rektor die Geschicke vor Ort, den ein Hochschulrat auf Vorschlag des zentralen Vorstands wählt und ein akademischer Senat bestätigt. Im Hochschulrat sitzen Vertreter der Unternehmen und Hochschulangehörige. Der Senat ist ein Hochschulgremium aus Lehrenden und Studierenden. Hochschulrat und Senat beschicken Aufsichtsrat und zentralen Senat.
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