Sie wollen Schwabe werden?
Folgende Punkte erleichtern die Integration ungemein:
Versuchen Sie unbedingt, die schwäbische Sprache zu verstehen.
Wenn Sie auf der Strasse einen gelernten Schwaben nach der Uhrzeit fragen und die Antwort
"Femfvordreifirdelneine" erhalten, dann sollten Sie wissen, dass 8:40 Uhr gemeint ist.
Erwarten Sie von einem Schwaben nie, dass er Hochdeutsch spricht, denn er wird überzeugt sein, mit
Ihnen bereits in bestem Hochdeutsch zu parlieren. "Feschdgemauerd in där Ärdn, schdähd die
Form aus Lähm gebrannd", ist also die Hochdeutsche Version von Schillers Glocke aus dem Munde
einer schwäbischen Lehrerin.
Eine Schwabe wird Ihnen ewig böse sein, wenn Sie sein
Hochdeutsch bemäkeln, wird doch sein latentes
sprachliches Minderwertigkeitsgefühl angesprochen.
Bleiben Sie auch ernst, wenn im Eifer des Gefechtes
schwäbischer Dialekt 'verhochdeutscht' wird, zum Beispiel:
"Warum henken Sie den Riassel so herunter?" oder
"Gleich werd' ich narret!" oder "Täten Sie mir bitte das
Salz romgäben?"
Sprechen Sie nie selbst schwäbisch
Beim Versuch schwäbisch zu schwätzen, erkennt sie ein Schwabe schon bei der ersten Silbe als
Nichtschwaben und reagiert sehr ungehalten. Wird er doch immer denken, Sie wollen sich über ihn
lustig machen.
Außerdem werden Sie nie fehlerfreies Schwäbisch hinbekommen, wenn Sie nicht hier aufgewachsen
sind. Worte wie "hälenga" (heimlich), "oagnähm" (unangenehm) oder "Olaaga" (Parkanlagen) sind
die typischen Stolperfallen.
Zudem "hagelt" der Nichtschwabe über latente Unlogik, wie "där Buddr" (die Butter), "heb dees môl"
(halt das bitte fest) oder "henderschefirre denga" (verquere Gedanken).
Nehmen Sie die Kehrwoche bitterernst.
Bei diesem schwäbischen Ritual samstäglichen Putzwahns werden Sie von allen Nachbarn am
Anfang argwöhnisch beäugt, wie Sie es mit dem Putzen halten. Lesen Sie die Hausordnung intensiv
durch und fragen am besten bei den Nachbarn nach, ob es irgendwelche Besonderheiten gibt.
Sie wandeln auf einem sehr schmalen Grat! Putzen Sie zuviel, wird es heißen "Dia wellad ons wohl
zoiga, dass mir Dreggsäu send?", bleiben aber Flächen ungereinigt, werden sich die Nachbarn
zuraunen "Dia miassad's buddza au no lärna!".
Wichtig ist es vor allem, die Kehrwoche öffentlich durchzuführen, wischen Sie daher am besten die
Treppe zu Zeiten, wenn alle das Treppenhaus benützen. Stöhnen Sie dabei leise vor sich hin,
wirkungsvoll sind einige Wassertropfen als Schweißersatz auf der Stirne. Knallen Sie den Schrubber
lautstark in alle Ecken, damit jeder im Hause hört, dass hier "anschdändig" gearbeitet wird.
Stauben Sie wöchentlich sämtliche Einmachgläser, die im Keller herumstehen, ab, die leeren auch
von innen! Ferner wird der Velourteppich nach dem Staubsaugen mit einer speziellen Bürste von den
Streifen befreit, die die Rädchen des Staubsaugers hinterlassen haben.
Beschäftigen Sie sich mit schwäbischem Essen
Entdecken Sie alles, was typisch Schwäbisch gilt: "Bräza" (Brezeln), "Laugawegga"
(Laugenbrötchen), "Roschdbrôôda" (Zwiebelrostbraten), "Lensa medd Soida ond Schbädzla"
(Linsen mit Spätzle), Gaisburger Marsch, "Saure Nierla" (Nierchen in dunkler Sauce) und "Kuddla"
(Kutteln).
Sie müssen in der Lage sein, den schwäbischen Kartoffelsalat auf dem Teller mit dunkler Bratensauce
zu verrühren und das optisch unansehnliche (aber geschmacklich tolle) Gemisch mit Genuss zu
essen. Auch dürfen Sie Spätzle mit Kartoffelsalat nicht um den Schlaf bringen oder ein
Zwiebelrostbraten auf Sauerkraut mit einer Maultasche.
Lernen Sie von Suppen satt zu werden! Der Schwabe liebt Suppen und könnte sich ohne weiteres
ausschließlich von Flädle-, Riebeles- oder Nudelsuppe ernähren.
Trinken Sie Württemberger Rotwein, auch wenn der ihnen am Anfang sehr trocken und (manchmal)
dünnflüssig vorkommen sollte. Der Schwabe liebt es, für seinen Wein gelobt zu werden. Sollte Ihnen
der Wein nicht zusagen, dann jammern Sie bei jeder Gelegenheit laut darüber, dass er ja so schwer
zu bekommen sei.
Akzeptieren Sie die 'schwäbische Seele'
Ein echter Schwabe wirkt immer sehr unfreundlich. Dieser raue Ton verbirgt aber nur tiefgehendere
Gedanken und die latente Zerissenheit der schwäbischen Seele. "So isch nô au wieder" sagt der
Schwabe und meint damit die Tatsache, dass alles zwei Seiten hat. Und weil nun der Schwabe alles
von zwei Seiten betrachtet, dauert es einfach länger, bis er zu einer Entscheidung kommt.
"Dia vom grossa Vaddrland dooba schwäddzad schnellr als miir dengad.": viel vorschnelles
Wortgetöse ist dem Schwaben ein Gräuel, er spart halt gerne, auch an Worten. "Hobbla", ersetzt
daher vollkommen den Satz "Oh, tut mir sehr leid. Ich bitte vielmals um Entschuldigung für mein
Versehen."
Legen Sie einen schwäbischen Garten an.
Vor dem Haus eine öde Rasenfläche, die laufend auf 3-Tagebart- Höhe gehalten wird, umrahmt von
einer noch öderen Ligusterhecke hinter einem dunkelbraun gestrichenen Jägerzaun. Die Hecke wird
einmal wöchentlich gestutzt.
Einziger Schmuck ist ein Gartenzwerg (Hochzeitsgeschenk vom Onkel) oder ein kitschiges Bambi
(Hauptgewinn auf dem Wasen)
Hinter dem Haus wird kein Blumenschnickschnack angepflanzt, sondern echte schwäbische
Nutzpflanzen: Breschdlinge (Erdbeeren), Gogommerle (Gurken), Grombiera (Kartoffeln) oder
Treibla (Johannisbeeren).
Alle verwertbaren Gartenerzeugnisse werden für schlechte Zeiten und/oder kommende Generationen
aufbewahrt, also alles Obst wird zu "Gsälz" (Marmelade) oder Saft verarbeitet, das Gemüse
eingeweckt (eigmacht) oder einlagert.
Sollte wirklich ein Krieg drohen, wird Ihre Familie zu den ersten Kriegstoten gehören, einzig und allein
durch den Genuss der selbsteingemachten (und dann abgelaufenen) Konserven.
Lernen Sie Geiz und Sparsamkeit zu unterscheiden.
Der Schwabe sucht stets den materiellen Besitz, ohne davon aber zuviel
Aufhebens zu machen.
Wenn Sie also gerade ein "Häusle" für 1,5 Millionen Märker hingestellt haben, dann
sollten Sie überall herumerzählen, dass Sie noch immer den Esstisch aus Ihrer
Studentenbude benutzen. (Ob Sie darauf im Keller Holz streichen, interessiert in
diesem Zusammenhang niemanden!)
Werfen Sie grundsätzlich nichts weg, was später noch einmal von Gebrauch sein
kann (oder auch nicht). Ein echter Schwabe würde z.B. nie String-Tangas kaufen,
weil er weiß, dass nur aus dem klassischen Feinripp-Modell nach 10jähriger
Benutzung die besten Putzlumpen entstehen.
Relativieren Sie Finanzielles wie ein Schwabe:
• "Mir warrad a bissle am Meer" (Wir waren 4 Wochen mit einer gecharterten Jacht in der Südsee),
• "Dia Kärra brauchad emmr wenigr" (Ich habe mit gerade wieder eine neue S-Klasse bestellt),
• "Hennd Sia au dees vom neia Margd g'läsa?" (Mein Aktienbesitz hat sich gerade in Luft aufgelöst)
A baar Vokabla
Deutsch Schwäbisch
Aber ja! Ha freile!
Ach was! Awwa
Da schaust du, was? Gell, do gloddsch!
Das geschieht ihm gerade recht! Des vrgonn i am!
Guten Tag! Griaß Godd!
Auf Wiedersehen Adee (Adele)
Wie ist ihr Name? Wia hoissad se glei?
Guten Appetit En Guada
Großen Durst haben vrdurschda
Feuerwehrhaus Schbriddzahaus
Heben, anheben lubbfa
Arbeiten schaffa
Pinkeln bronza
Reden schwätza
Ich spreche kein Schwäbisch I kah koi Schwääbisch
Ja ja, jo, haja
Nein noi, nai, hanoi
Tätest du, würdest du däätsch
Das ist... des isch...
Verflixt! Haidenai!
Ein Zugereister A Reigschmeggder
Eine Naschkatze a Schleggiche
Straßenfest Hocketse
So jetzt sodele, etzetle
Imbis Veschbr
Etwas ebbes
Herab, herunter raa
Herauf ruff
Hin noh
Heinein nai
Dachboden Behne
Brötchen Wegga
Schwäbisches Gschwätz
Deutsch Schwäbisch
Arbeit bleibt halt Arbeit Schaffa isch hald a Gschäft
Da muss ein Fachmann ran Do miassat Bäggr komma ond koi Bräddzla
Der ist zu allem zu blöde Der isch z’domm zom a Loch en Schnai bronza
Durchfall Do hots Fiedele sBronza g’lernt
Kleinvieh macht auch Mist Viel Drobbfa geand au en Bach
Lass mich mal ran No koin Domma an Deiggsl
Man bleibt, was man ist Wer als Ochs gebora isch, schdirbd net als Nachtigall
Ich mag dich Magscht du mi au, em Fall dass i di mega dät
Sich gierig auf etwas stürzen Dranei fahra wie d’Gosch uff d’Äbbflbuddza
Wenn das Wörtchen wenn nicht wär Wenn dr Hond edd gschissa hett, denn hetn dr Has
verwischd
Gedichdle
D´Kehrwoch
Wer hodden do scho wieder sein Dregg nohgschmissa ?
Iberall vergnergelde Babbierla, Ziggareddaschachdla
ond a Haufa andrs Zeigs fahrd rom!
Jetz mache no a Schild noh,
ersch hanne kehrt ond jetzt siehts scho wieder so aus!
Ond merg dr, wemmer sei Sach saubr budzt
na hebds hald au lang.
Wegg mid dem Bubabberlesglombb schdad warda bis am
Samschdag.
Au noi, dees hebad mr abr uff, on dees brauched mr noh.
Au dr Pfennig ehra, schnell uff d Schbarkass draga!
Wenn se au Böga schbugged,
doh isch jo viel schneller als mr denga kenna hot, dr ganze Kandel
gschafft gwä.
Ob der neie Miadr dord drieba au saubr kehrt ?
Mid deem muaß i jetzt noh glei dr Drebbadienschd regla!
Komm Fiffi, jetzt isch gschafft, bald kommd dr Frihjohrsbutz.
D Allerledschde
Nach einem ausgiebigen Trinkgelage steht in Tübingen ein Student schwankend auf der
Neckarbrücke, würgt und übergibt sich. Ein zufällig vorbeikommender Einheimischer meint: "So isch's
reacht Schtudentle, no s'********* g'schont.."
In diesem Sinne: Adee, war schee!
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